3. These

Es gibt keine Regeln mehr

3. These: Build rules on solid ground 


Beschreibung
Es gibt keine Regeln mehr! 

Alea iacta est! Das Spiel ist aus. Es ist Zeit für ein neues Regelwerk. Wer hat die Legitimation und die Autorität einen neuen Standard durchzusetzen? Wie lange wird es dauern? Bis sich neue Verbindlichkeiten durchgesetzt haben, fliegt der Pilot im Blindflug.

 

Beispiele
Die bisherigen großen Erzählungen der Weltgeschichte haben keine gestaltende Kraft mehr. Liberalismus, Kommunismus und Kapitalismus bieten keine globalen Lösungskonzepte an. Für welchen Weg sich die Mehrheit der Menschheit entscheidet, ist zurzeit offen. Folgerichtig können aber nur globale Lösungen die Antworten auf globale Fragen sein.


Die Menschheit hat sich immer durch sinngebende Geschichten konstruiert. Nachdem der Liberalismus und der Kommunismus als große und damit eine Vielzahl von Menschen motivierende Erzählung gescheitert sind, erleben wir zurzeit die Krise des Kapitalismus. Für die Menschen, die in marktwirtschaftlichen Strukturen organisiert sind, bedeutet dies eine große Verunsicherung. Überall spürt man erste Ansätze einer neuen Erzählung, die in den nächsten Jahren wachsen wird. Für die Kommunikation innerhalb des virtuellen Raumes ist dies eine Chance. Wie immer in der Geschichte werden sich Kräfte entwickeln, die für einen Neuanfang stehen. Piloten werden diese innovativen Trends als erste aufnehmen und wie einzelne Fäden in einem Teppich zu einem Webmuster verarbeiten.

 

Da das bisherige historische Fortschreiten immer einher ging mit der Integration kleinerer Bereiche in größere Bereiche, kleinerer Länder in größere Staatenverbünde, wird es für eine globale Weltpolitik keine Alternative geben. Es ist nur eine Frage der Zeit. Irgendwann werden alle Völker in eine globale Selbstbestimmung münden und jetzt werden die Tickets für die besten Sitzplätze vergeben. Ob die Vorstellung 2050 oder 2150 oder 2250 beginnt, ist abhängig von einer von den Rändern entstehenden Dynamik. Zurzeit erlebt der Nationalismus wieder eine Restauration. Gerade weil die Ängste des Einzelnen größer geworden sind vor einer nicht mehr überschaubaren Welt, wünschen sich viele Menschen eine heile sichere Welt zurück, die bei näherer Betrachtung immer eine Illusion war. 

 

Wenn aber selbst Europa, das bisher modernste Projekt der Menschheit, seine Bürger überfordert und es den Verantwortlichen nicht gelingt, seine Bürger von der Erfolgsgeschichte dieses Kontinents zu überzeugen, dann rückt die Vision einer globalen Ordnungsmacht in eine noch weiter entfernte Zukunft. Aus Europa lernen, heißt für die Welt lernen. 


Nichtsdestotrotz bleiben die politischen Ziele die gleichen. So wie man im 19. Jahrhundert für den Nationalstaat gekämpft hat und im 20. Jahrhundert für ein zusammenwachsendes Europa, so wird man im 21. Jahrhundert weiter demokratische Werte, Wettbewerbsfähigkeit und die Grundrechte in einem europäischen Staatenverbund stärken. 

 

Maßnahmen
Nach dem Brexit und den Wahlen in den Vereinigten Staaten von Amerika gilt es umso mehr, in kleinschrittiger Arbeit ein neues transparentes Regelwerk in Europa aufzubauen. Eine ebenso große Arbeit wird es sein, diese Regeln kommunikativ zu verbreiten. Demokratien arbeiten nicht mit diktatorisch geführten staatlichen Propagandaorganisationen. In der Demokratie gibt es selten Einheit und immer einen Kompromiss. Alle Interessensgruppen dürfen sich mit ihren Argumenten an die Öffentlichkeit wenden. Darüber hinaus fällt den Medien und den Journalisten eine besonders verantwortungsvolle Rolle zu. Sie berichten, informieren, erklären und kommentieren die Ereignisse. Ohne kritische Medien fehlt der intellektuelle Austausch. Die Ausformulierung eines neuen europäischen Narrativs ist für die Europäer die wichtigste identitätsstiftende Aufgabe für das 21. Jahrhundert. 

 

Der australische Historiker Christopher Clarke hat mit seiner Europa-Saga, einer mehrteiligen Fernsehdokumentation dafür einen medialen Grundstein gelegt. Bezeichnend ist es, dass Clarke durch seine außereuropäische Perspektive die Besonderheiten dieses Kontinents zu schätzen weiß. Auch andere Historiker versuchen in ihren Arbeiten, eine globale zukunftsgewandte Perspektive einzunehmen. Drei Beispiele: das Projekt zur Redefreiheit des britischen Historikers Timothy Garton Ash, der Ansatz des deutschen Historikers Jürgen Osterhammel zur Globalgeschichte sowie die Menschheitsgeschichte des israelischen Historikers Yuval Noah Harari.

 

Conclusio
Europa lebt von seiner Vielheit. Es ist eine Stärke, die alle Schwächen überstrahlt. Es ist das einzige Modell der Menschheit, das eine politische, wirtschaftliche und soziale Ordnung transportiert, das die Freiheit des anderen garantiert, die Rechte schützt und Angebote für eine gemeinsame Weiterentwicklung enthält. Der Pilot in Europa steht für diese Kontinuität. Deshalb muss er seine Handlungsanweisung verschriftlichen. Seine Handlungen müssen für andere transparent und nachvollziehbar sein. Das bedeutet nicht, dass er jederzeit in allen seinen Handlungen überprüft wird. Es bedeutet aber, dass der Zeitpunkt der Überprüfbarkeit durch andere irgendwann eintreten wird. Darauf muss er vorbereitet sein. 

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