1. These: Create Future
Beschreibung
Den Wert der Zeit erkennen!
Die Deutungshoheit der Vergangenheit prägt die Zukunft. Die Gegenwart lässt eine einheitliche globale Zukunftsvision für alle Menschen zurzeit nicht zu. Eine neue Zukunftsvision entsteht auf der
Grundlage fiktionaler Erzählungen und innovativer und technischer Errungenschaften. Die Zukunft gehört denjenigen, die es schaffen, die Vergangenheit zu vergessen und die eigene Zukunft zu
schreiben.
Beispiele
Der Wert der Zeit hat sich in den letzten 30 Jahren verändert. Wie gehen wir damit um? Ein Blick auf die Uhr zeigt uns: Zeit vergeht immer gleich. Eine Stunde hat sechzig Minuten, eine Minute sechzig
Sekunden. Und doch ist durch eine kontinuierliche Arbeitsverdichtung und eine beeindruckende Effizienz ein Zustand erreicht, der uns signalisiert, dass wir nicht Herr unserer Zeit sind. Je älter wir
werden, desto unsicherer werden wir, ob das, was wir bisher getan haben, das Richtige für uns und unsere Kinder war. Sicherlich, es hat Spaß gemacht. Auf der anderen Seite spüren wir aber eine
Zunahme an Unsicherheiten, Überlastungen und Erschöpfung. Nicht ohne Grund sind Aufmerksamkeit und Achtsamkeit heutzutage Themen, die immer mehr Menschen ansprechen.
Was hat sich seit 1990 konkret verändert? Eigentlich alles, wenn man genau hinschaut. Zum einen haben sich unsere Erwartung und die Perspektive an das eigene Leben und die Welt mit zunehmendem Alter verändert. Zum anderen haben sich die Wirklichkeit und die Möglichkeiten dramatisch gewandelt. Digitalisierung, Klimawandel und der fehlende Glaube an ein übergeordnetes System sind nur drei Stichworte unserer Umbruchszeit. Wie können wir erreichen, das unsere langsam gewachsenen Erwartungen kompatibel mit der sich schnell wandelnden Wirklichkeit sind, ohne dabei das Gefühl zu haben, den Boden unter den Füßen zu verlieren?
Durch die politischen Erschütterungen 2016, ausgelöst durch die Wahl von Donald Trump zum amerikanischen Präsidenten, hat sich das Gleichgewicht in der Welt verschoben. Dadurch sehen wir klarer. Durch das Referendum zum Brexit am 23. Juni 2016 wurde Europa geschwächt, da es sich mit einem Ausstiegskandidaten beschäftigen musste, anstatt sich weiter zu reformieren. 2019 spüren aber alle Staaten in der europäischen Gemeinschaft, was ihnen Europa wert ist. Gerade erleben wir die Gefahr der Radikalisierung. Diktatoren segeln vor dem Wind. Die Sprache ist aggressiv, Rassismus wieder salonfähig. Wir stehen vor einer Zeitenwende. Wir wissen das und haben nicht viel Zeit zum Handeln. Ist der Kapitalismus am Ende? Was könnte eine globale Zukunftsvision sein? Die Welt ist wirtschaftlich und global stärker miteinander verknüpft denn je, aber die Souveränität eines Nationalstaats reicht nicht aus, um globale Probleme zu lösen. Gesellschaftlich geht die Schere zwischen Arm und Reich in der Welt weiter auseinander.
In Deutschland waren 2017 19,7 Prozent der Menschen von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen. Wer in Deutschland weniger als 13.153 Euro im Jahr verdient, gilt nach dem Stand von 2017 als armutsgefährdet. Natürlich ist Armut im globalen Maßstab relativ, deshalb einige Zahlen der Weltbank von 2017 zum Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, das alle Güter, Waren und Dienstleistungen angibt, die während eines Jahres innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft nach Abzug aller Vorleistungen als Endprodukte hergestellt wurden.
BIP pro Kopf in USD /
Stand 2017 (Weltbank)
Land / Platz im Ranking BIP 2017
Republik Zentralafrika (189) 370
Bulgarien (77) 8.064
China (Nr. 75) 8.643
Deutschland (19) 44.469
USA (8) 59.531
Irland (5) 70.638
Norwegen (4) 74.942
Luxemburg (1) 105.803
Die soziale Frage entwickelte sich im 19. Jahrhundert zu einem Schreckgespenst und wird wieder eine höhere Priorität im politischen Handeln einnehmen. Demographischer Wandel, Klimawandel und Migration können zu Instabilitäten führen. Der Gemeinsinn, der getragen wird von vielen ehrenamtlichen Händen, löst sich mehr und mehr auf, da viele Helfer einfach nicht mehr helfen können, sondern selber Hilfe benötigen. Die Institutionen verlieren ihre Mitglieder. Kirchen, Gewerkschaften und Vereine schrumpfen. Welche Auswirkung haben diese Erkenntnisse auf unser Zusammenleben in der Gemeinschaft? Wie werden sich die Demokratie und die Politik in Deutschland verändern? Was ist der Kitt, der uns aneinander bindet?
Es fehlt zurzeit eine einheitliche, globale demokratische Zukunftserzählung, die alle Menschen anspricht. Bisher setzten sich in der Weltgeschichte immer die Erzählungen der Siegerperspektive durch: siehe die Pharaonen, das römische Reich, das Frankenreich. Der Erzählversuch der europäischen Erfolgsgeschichte nach 1945 ist innerhalb der Weltgeschichte einzigartig. Mehr als 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges scheint diese Erzählung die Menschen in Europa aber nicht mehr anzusprechen. Der Glaube an eine positive Zukunft ist oft mit technischem Fortschritt verbunden. Die Technologie ist der Treiber für die Wirtschaft, für Wachstum und für eine allgemeine Entwicklung. Europa hat in seiner Geschichte davon profitiert. Im 19. Jahrhundert veränderte die Elektrizität, die Eisenbahn und der Kommunismus die Welt. Was waren die wichtigsten Errungenschaften des 20. Jahrhunderts? War es die Erfindung des Antibiotikums? War es die Kernspaltung oder war es der Feminismus? Oder waren es ganz andere Erfindungen, der Computer, das Internet, die Entschlüsselung des menschlichen Gens?
Es ist schwer, sich festzulegen und eine Entscheidung ist abhängig von der Perspektive. Es zeigt aber, dass der technische Fortschritt die Welt viel stärker verändert hat als der Glaube an eine unsterbliche Seele, der das Mittelalter dominierte. Die quantitative Entwicklung der Wissenschaft mit ihren revolutionären Ergebnissen ist heute den Wenigsten bewusst. Was in den Forschungslabors dieser Welt passiert, interessiert nur einen kleinen Kreis. Es verändert aber das Leben für eine große Mehrheit. Was sind also die wichtigsten Trends im 21. Jahrhundert, auf die der Pilot sich vorbereiten muss? Die drei wichtigsten technologischen Trends des 21. Jahrhunderts entstehen aus der Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz (AI), der Biogenetik und den Folgen des Klimawandels. Bei allen Entwicklungen ist das Ende völlig offen und eine Aussage, wie die Welt im Jahr 2050 aussehen könnte, ist momentan nicht zu treffen. In allen drei Feldern hat Europa nicht die Technologieführerschaft. Die Innovationskraft liegt in China und den USA. Europa muss sich anstrengen.
Bleiben wir bei der Annahme, dass der Technikglaube und die damit verbundene Hoffnung das Heilmittel für die Menschheit ist, dann ergeben sich zwei mögliche Denkmodelle: ein Best Case Szenario und ein Worst Case Szenario. Nach dem Best Case Szenario wird die Technik den Menschen unterstützen, ihm helfen und bei der Bewältigung globaler Konflikte unverzichtbar sein. Der analoge Mensch des 20. Jahrhunderts ist ein Auslaufmodell. Der digitale Mensch des 21. Jahrhunderts wird sich neu erfinden und die einzige Währung, die für ihn relevant sein wird, ist seine Lebenszeit. Innovationen und Fortschritt sind miteinander verbunden. Die Lösungen für die meisten technischen Probleme liegen bereits in den Schubladen der Forschungs- und Entwicklungsabteilung großer Konzerne.
Denken wir das Worst Case Szenario, flüchten wir in die Dichtung. Goethes Zauberlehrling klagt: »Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los.«
Mit der Hilfe des Meisters dürfen wir im 21. Jahrhundert nicht rechnen. Die Europäer sollten ihr Schicksal selber in die Hand nehmen und einen positiven Zukunftsentwurf erstellen. 2020 glauben wir nicht mehr an Zauberei, sie ist keine Lösungsstrategie. Haben die Europäer noch die Kraft und den Mut, die Dinge zu einem guten Ende zu führen? Wem trauen wir die Kompetenz und die Autorität in diesem Veränderungsprozess zu? Seien wir ehrlich, auf das Worst Case Szenario sind wir nicht vorbereitet.
Maßnahmen
Was können wir tun? Wir müssen den Wert der persönlichen Lebenszeit erkennen und wir müssen die Zeit in der wir leben verstehen. Ein erster Schritt ist Innehalten, Abschalten und zur Ruhe kommen.
Ausschlafen und Nachdenken sind die Voraussetzungen dafür, sich wieder zu spüren und Fragen zu stellen, um die Zukunft zu gestalten.
Ein zweiter Schritt in der Analyse ist das Sammeln und Anerkennen der Fakten, erst dann können Schlüsse gezogen und Erkenntnisse umgesetzt werden. Um die Zeichen der Zeit zu erkennen, muss der Pilot genauso gut alleine wie im Team agieren können. Seine Trainingsmaßnahmen beinhalten unterschiedliche Rollen- und Führungskompetenzen.
Ein dritter Schritt ist es, die Ingenieure des Silicon Valleys zu entzaubern. Amerikanische Ingenieure denken nicht an die Vergangenheit Europas. Sie gehören zu einer modernen Elite von Spitzenverdiener, die sich alles Leisten können, auch ihre radikalen Träume zu verwirklichen. Sie gestalten unsere Zukunft und schreiben ihre Westcoast-Vorstellungen in einen Algorithmus, der das Leben der Europäer bestimmt.
Conclusio
Die Zeit erkennen bildet die erste Koordinate für den Piloten. Wenn alles fließt, stellt sich die Frage, was ist wirklich wichtig? Wie soll der Pilot sich richtig entscheiden? Auf diese Fragen muss
der Pilot vorbereitet sein und er sollte seine Unwissenheit zugeben und nicht den Eindruck vermitteln, Herr der Lage zu sein. Er kann die Lage beschreiben und mit seinen Instrumenten erfassen. Andere
Teammitglieder können durch ihre Erfahrungen zusätzliche Dimensionen zur Lagebeurteilung beisteuern und gemeinsam werden Lösungen im interkulturellen wie im interdisziplinären Verbund
erarbeitet.
Für alle Piloten gilt das gleiche: Offen und flexibel bleiben, täglich die eigene Veränderungsfähigkeit praktizieren. Bei den Entscheidungen nicht nur den kurzfristigen Erfolg im Blick haben, sondern an die Nachhaltigkeit aller Manöver denken.
Nur wer in der Lage ist eine längerfristige Perspektive für seine Passagiere zu versprechen, darf davon ausgehen, Sicherheit im Wandel der Zeit zu vermitteln.