Ein philosophischer Dialog
Holzwege sind kleine schmale Pfade über die die Waldarbeiter mit ihren Pferden das geschlagene Holz aus dem Wald ziehen. Holzwege sind oft Sackgassen, die in den Wald hineinführen, aber nicht hinaus. Wenn man nicht den gleichen Weg zurück gehen will, verführen Holzwege den Wanderer deshalb zu Umwegen. Ohne richtige Orientierung stöbert man durchs Unterholz auf der Suche nach einem neuen Weg. Im besten Falle entführen Holzwege in eine unberührte Natur. Am Ende eines Holzweges beginnt immer Neuland. Wanderung im Neuland sind Abenteuer, sie enden, wenn man wieder auf einen anderen Holzweg trifft, der zu einem Wanderweg führt und irgendwann auf eine Straße und zurück nach Hause.
Vorbemerkung
Meine Idee zu einem philosophischen Dialog stammt aus dem 20. Jahrhundert. Heute kann ich sagen, sie stammt sogar aus dem letzten Jahrtausend. Es ist eine Idee meiner Jugendzeit und sie ist zeitlos.
Seit meiner Schulzeit faszinierte mich die Philosophie und die ersten philosophischen Texte las ich im Philosophie-Grundkurs. Ich behielt das Fach, belegte es im Abitur und musste mich mehr oder
minder erfolgreich mit der Metaphysik der Sitten von Kant auseinandersetzten und blieb ihr treu. Schon immer habe ich nach Wegen gesucht mich im Durcheinander der Philosophiegeschichte zu
orientieren. Aus diesen Versuchen entstand über Jahre hinweg das vorliegende Buch.
Ich widme es meiner Tochter, die sehr an philosophischen und weltanschaulichen Fragen interessiert ist. Der Dialog erschien mir die geeignete Form zu sein, den
Gedankenaustausch zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart zu überbrücken. Der Zufall bestimmte, wer das Glück hatte mit in die Liste der Philosophen aufgenommen zu werden. Eine Vollständigkeit
habe ich nicht angestrebt, dann wäre ich nicht fertig geworden. Während der Reise durch die Geschichte der Philosophie bin ich auf viele Denker gestoßen, die in ihrer Zeit versucht haben, das Rätsel
der Erkenntnis zu lösen. Meine Leistung besteht darin, ihren Ideen eine neue Form gegeben und sie damit für mich nutzbar gemacht zu haben.
Wie zufällig – oder hermeneutisch – eine solche Arbeit ist, wurde mir bewusst als ich 2005 auf Sofies Welt von Jostein Gaarder stieß. Der Norweger hatte sein Buch
bereits 1991 veröffentlicht, mich erreichten seine Worte aber erst 14 Jahre später und seine Wirkung war vor allem eine demotivierende, weil ich anschließend wenig Lust mehr hatte, mich selber mit
dem Thema literarisch zu beschäftigen. Alles schien gesagt - auch einem Kind - und trotzdem ließ mich die Philosophie nicht in Ruhe, weil sie mir ungeheuren Spaß bereitet und nach weiteren weitere
neun Jahre, in denen ich sammelte, schrieb und philosophierte, kam der entscheidende Impuls, um diese Arbeit zu beenden, von meinen Bruder, der zu Beginn des Jahres 2014 auf seinem Geburtstag zu
einer Diskussion über das Bewusstsein eingeladen hatte. Da waren sie wieder alle Fragen der Philosophiegeschichte, hochaktuell als Grundlage für eine Diskussion über die Gegenwart. Ich hatte Zeit und
von Januar 2014 bis März 2015 entstanden dann die Holzweg-Dialoge auf ausgedehnten Spaziergängen mit Alice und Cookie, unseren Labradorhündinnen, mit Dieter, Peter und Gerd und Sokrates, Plato und
Aristoteles.
Mein Arbeitstitel lautete: Die Schnecke kennt den Weg am besten, denn der Weg durch die Philosophiegeschichte ist ein langer Weg, und ich wählte die Langsamkeit der
Schnecke als Motiv, um ihn jeden Tag aufs Neue zu genießen. Der Band der Holzwege über die Antike liegt nun vor, und ich danke vor allem Alice, denn ohne ihren Antrieb, wäre es nicht zu diesen
Momentaufnahmen gekommen.